Es gibt dreierlei Arten Leser: eine, die ohne Urteil genießt, eine dritte, die ohne zu genießen urteilt, die mittlere, die genießend urteilt und urteilend genießt; diese reproduziert eigentlich das Kunstwerk aufs neue.

Johann Wolfgang von Goethe

Verarbeitung

GESCHMIEDETES EISEN


Schmiedeeisen ist der Werkstoff des Schmiedes; es wird ihm vom Walzwerk hauptsächlich als Rund-, Quadrat- und Flacheisen in den verschiedensten Abmessungen in Stangen oder Bunden geliefert.

Da sich das Schmiedeeisen durch große Festigkeit auszeichnet,
eignet es sich besonders für Arbeiten, die halten, trennen, verkleiden
oder der Wohnung des Menschen Schutz geben.

Jede Form, um die wir uns mühen, ist an Gesetze gebunden, die wir einhalten müssen; denn im Reich der Formen herrschen Gesetze genauso wie im Leben, und diese Gesetze muss der Meister beherrschen.

Der Schmied muss die Eigenschaften seines Werkstoffes,
also die große Härte und Zähigkeit des Materials, kennen.
Die Techniken des Schmied sind: Strecken, Stauchen, An- und Absetzen, Lochen Schroten und Spalten, Rollen und Biegen, Kehlen und Rippen, Ausschlichten, Feuerschweißen, Nieten und Bunden.

Aus dem Material und der Technik seiner Bearbeitung wächst die Form. Formen empfinden, gewissermaßen lesen können, heißt in die Seele der Form schauen; um das aber zu können, muss der Kunstschmied alle Grundlagen der Schmiedekunst beherrschen und der Fernstehende sich wenigstens einen Einblick in sie verschafft haben.
Kunstgeschmiedete Formen müssen aus eigenem Empfinden schöpferisch gestaltet werden, nur dadurch erhält die Gesamtarbeit ihre Eigenart und ihren Wert, nur dann wird sie den Stempel der Persönlichkeit des Meisters tragen.

Ein Kunstschmied, der Arbeiten schaffen will, die von Bestand sein sollen, muss Charakter und Anstand besitzen, Liebe für sein Handwerk haben und seine ganze Persönlichkeit dafür einsetzen.

Maximilian Ertl